In der deutsche Sprache gibt es kein Wort für den Zwischenraum zwischen den Rationalen und Irrationalen. Dies führt dazu, dass Personen schnell als irrational abgestempelt werden, wenn sie nicht vollständig der vermeintlich „rationalen Wahrheit“ folgen.
In anderen Sprachen ist das anders. Im Englischen gibt es den Begriff „subrational“ der mehr Spielraum lässt. Der Ausdruck bedeutet „nicht ganz rational“ oder „etwas irrational“. Damit ist ziemlich genau beschrieben, in welchen mentalen Bereichen man sich bewegt, wenn man auf der Suche nach der eigenen Wahrheit ist.
Das Ringen mit der eigenen Wahrheit bedeutet nicht, dass Erkenntnisse der wissenschaftlichen Forschung abgelehnt werden.
Subrationalität ist keine Ablehnung von Rationalität. Insbesondere wenn es darum geht, ein Miteinander auszuhandeln, bedarf es einer gemeinsamen Grundlage aller Menschen. Diese Grundlage wird sich an ein Weltverständnis orientieren müssen, dass allen Menschen gleichermaßen zugänglich ist. Verbindliche Begrifflichkeiten und Anerkennung von Gesetzmäßigkeiten der Naturwissenschaft können die Kluft zwischen den Menschen überwinden.
Eine rein rationale Betrachtung der Welt führt dazu, dass man sich nicht der Zwischentöne, der Unwägbarkeiten und der Begrenztheit der eigenen Sichtweise bewusst wird. Die Wahrheit scheint offensichtlich – das ist sie aber nicht. Dies löst bei einigen eine tiefe Unsicherheit aus. Sie flüchten sich ins extrem Rationale und haben Angst vor allem, was diese Weltsicht in Frage stellen könnte.
Tatsächlich folgt daraus eine Form von Diskriminierung. Subrationalität wird als Problem angesehen, dass es zu bekämpfen gilt. In Wirklichkeit aber braucht die Persönlichkeitsentwicklung einen Nährboden, der von der Norm abweicht.